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Gegen diese starken Jungs aus Italien war kein Kraut gewachsen. Mit dem Doppelsieg von Roberto Cunico und Enrico Zen (beide Team Beraldo Greenpaper Europa Ovini) endete am Samstag der 2. ENDURA  Alpen-Traum. Nach 252 km, 6078 HM und einer neuen Rekordzeit von 8:31:11,47 Std. kamen die beiden Italiener gemeinsam auf die Zielgerade in Sulden/Ortler und hatten dabei mehr als 5 Minuten Vorsprung auf den Vorjahreszweiten Jörg Ludewig (8:36:51,53 Std., Team Alpecin). Für den überragenden Roberto Cunico, der seinem Teamkameraden Zen lange Zeit Windschatten gegeben und am Stilfser Joch gewartet hatte, war der Sieg beim ENDURA Alpen-Traum der zweite Erfolg innerhalb von zwei Wochen nach seinem Triumph beim Ötztaler-Radmarathon.

 

„Das war heute schwieriger als beim Ötztaler. Und die Strecke ist auch noch etwas schöner“, kommentierte Cunico, der überragende Athlet der Marathon-Szene, seinen Erfolg beim ENDURA Alpen-Traum. Vorjahressieger Stefan Kirchmair (8:53:52,34 Std.) musste sich mit Platz 8 zufrieden geben, ENDURA Net-App-Profi Andreas Schillinger (8:47:00,08 Std.) landete auf Rang 6. Bei den Frauen setzte sich auf der Langstrecke die Österreicherin Nadja Prieling (10:21:23,63 Std.) durch. Auf der Kurzdistanz über 146 km mit Start in Landeck und Ziel in Sulden war der Schweizer Rico Elmer (5:31:32,92 Std.). Schnellste Frau war die Italienerin Marina Ilmer (6:01:55,25 Std.).

Es dauerte lange, bis Stefan Kirchmair das Ziel im 1800 m hoch gelegenen Sulden erreichte. Geschlagene 22 Minuten nach dem Siegerduo. „Natürlich bin ich schon etwas enttäuscht. In der ersten Hälfte lief es noch ganz gut, vor dem Aufstieg zum Reschenpass fehlten mir dann die Körner“, meinte Kirchmair, der vor zwei Wochen beim Ötztaler Rad-Marathon noch Dritter geworden war. Offensichtlich aber noch nicht richtig fit war im  Gegensatz zu Cunico. „Ein paar Fahrer können das wohl, Normalsterbliche aber nicht“, ließ der 26-Jährige seiner Enttäuschung freien Lauf.


Ganz anders Ex-Telekom-Profi Jörg Ludewig. Der 39-Jährige freute sich riesig über seinen stark heraus gekämpften dritten Rang. „Das ist mein letztes großes Marathon-Rennen. Ich werde bald 40 Jahre alt und auch Papa. Im Vorjahr bin ich eingebrochen, diesmal habe ich mir meine Kraft besser eingeteilt. Deshalb freue ich mich über meinen 3. Platz riesig“, lachte Ludewig. Der sich im Nachhinein bei Profi Andreas Schillinger bedankte.

Der hatte für Ludewig beim Aufstieg zum Umbrail-Pass und zum Stilfser Joch wertvolle Tempoarbeit geleistet und so auf eine eigene Top-Platzierung verzichtet.

Der Sieg in der Master-Klasse über die Langdistanz ging an UCI-Weltmeister Bernd Hornetz, der als Vierter in der Gesamtwertung den starken Auftritt seiner italienischen Beraldo-Equipe vervollständigte. „Dieser vierte Platz ist für mich wertvoller als der Sieg in der Master-Klasse“, meinte der Karlsruher. Nach Cunico, Zen, Ludewig und Hornetz kam mit Alessandro Bertuola ein weiterer Beraldo-Fahrer auf Rang 5. Es folgten Andreas Schillinger (ENDURA Net-App) auf Rang 6, der Vorjahresdritte Roman Herrmann auf Rang 7 und Stefan Kirchmair auf Rang 8.

 

Für die in Venetien ansässige Mannschaft von Roberto Cunico lief es natürlich prächtig. Mit einer bei den Profis benutzten Taktik überraschten die Italiener mit dem Deutschen Weltmeister Bernd Hornetz die Konkurrenz. Am Aufstieg nach Oberjoch machte sich Alessandro Bertuola auf und davon, führte zwischenzeitlich mit über 5 Minuten Vorsprung und zwang so die Mitfavoriten wie Stefan Kirchmair oder Andreas Schillinger zur Nachführarbeit. Dabei hatte es morgens in Sonthofen noch ziemlich ungemütlich ausgesehen. Als die Athleten von Sonthofens Bürgermeisterin pünktlich um 6.30 Uhr auf die 252 km lange Strecke geschickt wurden, da waren die Bedingungen alles andere als ein Traum. Dauerregen, Temperaturen um die 5 Grad und die Erwartung, dass am 1894 m hohen Hahntennjoch alles noch etwas unangenehmer werden würde, ließ keine wirkliche Freude in den Gesichtern der Teilnehmer erkennen. Das Hahntennjoch, der erste von sechs großen Anstiegen, präsentierte sich dann wie erwartet: Nebel, Dauerregen, gefährliche glatte Straßen und wenig einladende Temperaturen um die 3 Grad sorgten für eine frühe Auslese. Und als es dann hinter Landeck zur 1558 m hohen Pillerhöhe  ging, war die Situation an der Spitze schon sehr übersichtlich. Hinter Bertuola fuhr eine Achter-Gruppe mit allen Top-Leuten. Auf dem Flachstück bis zum Reschenpass sorgte Andreas Schillinger für eine enorme Tempoverschärfung: Kirchmair und Herrmann fielen zurück. Die endgültige Entscheidung fiel dann kurz hinter der Schweizer Grenze beim Anstieg zum 2501 m hohen Umbrail-Pass. Cunico und Zen setzten sich leichtfüßig ab, Ludewig und Schillinger fielen zurück, dahinter folgten Hornetz und Bertuola.

 

Cunico, der fast nur im kraftzehrenden Wiegetritt fuhr, zeigte sich derart dominant, dass er am 2757 m hohen Stilfser Joch sogar auf seinen Teamkameraden Zen warten konnte. Auf der langen, gut 20 km langen Abfahrt mit den berühmten 48 Kehren, änderte sich nichts im Klassement.

Allein Andreas Schillinger riskierte bei seinem ersten Rad-Marathon nichts und ließ sich zurückfallen. „Das Stilfser Joch hat Spaß gemacht. Das war mal eine ganz neue Erfahrung“, meinte Schillinger, der noch vor sechs Wochen bei der Tour de France im Einsatz war.

Stimmen zum Rennen:

Roberto Cunico (1. Men): „Das war heute schwieriger als beim Ötztaler. Und die Strecke ist auch noch etwas schöner.“

Enrico Zen (2. Men): „Roberto hat viel für mich gearbeitet und oben am Stilfser Joch auf mich gewartet.“

Jörg Ludewig (3. Men): „ Das ist mein letztes großes Marathon-Rennen. Ich werde bald 40 Jahre alt und auch Papa. Im Vorjahr bin ich eingebrochen, diesmal habe ich mir meine Kraft besser eingeteilt. Deshalb freue ich mich über meinen 3. Platz riesig. Ich muss mich bei Andreas Schillinger bedanken, der für mich Tempoarbeit geleistet hat.“

Stefan Kirchmair (Vorjahressieger, 8. Men): „Natürlich bin ich schon etwas enttäuscht. In der ersten Hälfte lief es noch ganz gut, vor dem Aufstieg zum Reschenpass fehlten mir dann die Körner. Zwei große Events innerhalb von zwei Wochen gehen einfach nicht.  Ein paar Fahrer können das wohl, Normalsterbliche aber nicht.“

Bernd Hornetz (4. Men, 1. Master): „Dieser vierte Platz ist für mich wertvoller als der Sieg in der Master-Klasse. Alessandro Bertuola hat sich für uns geopfert und die anderen Teams unter Zugzwang gesetzt.“

Andreas Schillinger (6. Men): „Das Stilfser Joch hat Spaß gemacht. Das war mal eine ganz neue Erfahrung. Die Luft ist schon dünn dort oben. Die Leistung geht durch die Höhenluft auf 200 Watt runter.“

Roman Herrmann (7. Men): „Das war ein enorm taktisches Rennen. Zwischen Pillerhöhe und dem Reschenpass ging es plötzlich los mit den Attacken. Plötzlich waren Stefan Kirchmair und ich allein und ich habe gedacht. Jetzt müssen wir noch 100 km allein fahren.“

Rico Elm (1. Master, Kurzdistanz): „Das war brutal hart zum Schluss, ich hatte mit Krämpfen zu kämpfen.“

Valentin Fliri (2. Master, Kurzdistanz): „Das war ein wunderschöner Tag für mich.“

Marina Ilmer (1. Women, Kurzdistanz): „Das war ziemlich anstrengend, macht aber fit für die anstehende Apfelernte.“

Janine Meyer: (2. Women, Kurzdistanz): „Am Umbrail konnte ich mit Marina Ilmer nicht mehr mithalten. Das hat mich schon geärgert.“

 

 

13.09.2014